50 Jahre Zukunft des Organisierens
Das Werk der Metaplanerin und Künstlerin Telse Schnelle-Cölln
Telse Schnelle-Cölln (* 9. Juli 1926; † 28. April 2001) war eine deutsche Malerin und Moderatorin. Sie entwickelte in den 70er und 80er Jahren die Metaplan Moderationsmethode mit, wobei ihr spezielles Augenmerk der Sprache der Visualisierung galt. Ihre künstlerische Arbeit nutzte sie immer wieder, um die Entwicklung der Visualisierungstechnik zu hinterfragen und zu verfeinern.So zieren ihre Kunstwerke frühe Metaplan-Publikationen zur Moderationsmethode. Ein klarer Einfluß kubistischer Tendenzen aus der Moderne bis hin zur Op-Art der 60er Jahre ist erkennbar.
Wer in der Lage ist, Inhalte in Formen zu gießen, lernt die Welt mit anderen Augen sehen.
6. Nomansland
Von 1949 bis 1951 studierte Telse Schnelle-Cölln an der Hamburger Kunstakademie (damals Staatliches Hamburger Bauschule) Malerei bei Friedrich Karl Gotsch (1900-1984). Zu ihren weiteren künstlerischen Einflüssen zählen moderne Maler wie Henri Matisse, Max Bill und Victor Vasarely, die sie laut Aussagen ihrer Angehörigen persönlich kennenlernte. Ihr künstlerisches Spektrum war sehr vielfältig. Neben Arbeiten auf und mit Papier, Ölbildern und Aquarellen schuf sie auch Skulpturen.
Im Ölbild Nomansland verfolgt Telse Schnelle-Cölln eine Art organisches Zusammenspiel von Formen und Farben, ohne richtungsweisend eine klare Perspektive im Bild zu eröffnen. Farben und Formen ringen geradezu miteinander auf der Leinwand.
Im Blick des Betrachters wiederholt sich dieses Ringen als eines um die Frage: Wann ist etwas nur eine Form, und wann ist es ein (wieder)erkennbarer Gegenstand? Den Betrachter:innen verneint Telse Schnelle-Cölln den Luxus der Eindeutigkeit. Die Frage nach dem Verhältnis zwischen erkennbarer Figur und abstrakter Form ist hier keine mehr nach der Konstruktion oder Dekonstruktion eines Gegenstandes aus unterschiedlichen Perspektiven. Im Fokus steht nunmehr die Erkenntnisfähigkeit durch Wahrnehmung an und für sich, die sich erst aus der Reflexion auf die Vielfalt der Perspektiven ergibt. Ob all der Darstellungsmöglichkeiten tritt die Methode der Bildgestaltung selbst in den Vordergrund.
7. Die Frau mit der Gitarre
Mit ihren farbigen Glasbausteinen durchbricht Die Frau mit der Gitarre je nach holsteinischen Wetterverhältnissen die funktionale Ästhetik des Workshop-Raumes mehr oder weniger kräftig. Dann, wenn die tiefe Sonne bunte Schatten auf die Tafeln wirft, lässt diese Arbeit von Telse Schnelle-Cölln, Künstlerin und Metaplanerin der ersten Stunde, die Poster nicht nur sinnbildlich in einem anderen Licht erscheinen. Aus den klaren Formen der Karten werden zickzackige Gebilde, Farben mischen sich, Schriften verschwimmen – die Gedanken kommen in Bewegung.
Eine Figur mit Gitarre ist eines der bekanntesten Motive der Kunst des Kubismus, für die eine Auflösung organischer Formen in abstrakt geometrische Gebilde charakteristisch ist. Verbunden hiermit ist eine Mehrschichtigkeit verschiedener Bildelemente, die Figuren aus übereinander gelagerten Ebenen erkennbar werden lässt. 1914 schichtete Pablo Picasso
Packpapier, Karton und Draht so übereinander, dass die Skulptur die Form einer Gitarre annahm. Im selben Jahr experimentierte Georges Braques mit der Reihung von geometrischen Formen an- und übereinander, die im Zusammenspiel die Illusion eines Gitarrenspielers wiedergeben. Beide verzichteten in ihren Arbeiten auf einen traditionellen Umgang mit Perspektive und entwickelten eine überzeugende Illusion eines Bildraumes, die Betrachter:innen dazu herausfordert, ein in seine geometrischen Komponenten zerlegtes Motiv zu verstehen und – je nach Perspektive – in der eigenen Wahrnehmung zu einem Bild zusammenzusetzen.
8. Scherenschnitte
Schon in ihrer Jugend arbeitete Telse Schnelle-Cölln an Scherenschnitten, von denen sie einige später in Metaplan Publikationen zur Illustrierung der optischen Rhetorik nutzte. Mit dieser Begrifflichkeit beschreibt sie, wie mit visuellen Mitteln komplexe Inhalte aufbereitet werden, um Themen besprechbar zu machen und Interaktionsteilnehmer:innen ins Denken zu bringen. In ihren Scherenschnitten von 1968 experimentiert sie mit der Anordnung der Farben und Formen im Sinne der Op-Art. Diese Stilrichtung der bildenden Kunst der 1960er Jahre erzeugte durch präzise abstrakte Formmuster und geometrische Farbfiguren bei Betrachter:innen überraschende Effekte, die Bewegung und optische Täuschungen erzeugen.
In den Scherenschnitten sind die Papierformen zwar zweidimensional angeordnet, schaffen aber durch die Wahl der Farben einen dreidimensionalen Raum für Betrachtung, der – je größer die Distanz zum Bild – immer klarer deutlich wird. In diesem Betrachtungsraum findet sich keine Gegenständlichkeit mehr im Sinne einer figurativen Erkenntnis. Vielmehr richtet sich der Blick auf die Dynamik der einzelnen Farb- und Formelemente zueinander.
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