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50 Jahre Zukunft des Organisierens

2. Prozessschlange

“Persönliche Einstellung zum Planen” lautet der Titel der Originalgrafik, die Friederike Müller für die Gruppe Komplexe Planung als Teil des Metaplan-Vorgängers Quickborner Team 1971 entworfen hat. Das Berliner Künstler­kollektiv Fünfzehn

hat daraus einen Wandteppich gemacht – und damit den Zauber einer Gebrauchsgrafik freigestellt, die durch Rekontextualisierung zur Kunst wird und uns ästhetisch in die Anfangsphase Metaplans zurückversetzt.

Fingerspiel

Hans-Jörg Mauch sagte über die Landschaft aus schwarzen und grünen Punkten und Pfeilen: “wir nannten es Fingerspiel, weil man von einem Aspekt (z. B. Theorie) über Punkte oder Pfeile zum nächsten Aspekt (z. B. Hierarchie abbauen) mit dem Finger fahren kann und sich so mit unseren Kernpunkten auseinandersetzt”. Als Kernpunkte sind im Originalposter die Elemente genannt, die man in organisationalen Transforma­tionsprozessen entweder nicht über­sehen darf oder

übersehen sollte: Zieloffenheit für Ziele, die nicht nur von vornherein erwünscht sind, sondern entstehen, weil man das Vorgegebene in der Planung infrage stellt; Leitbilder, die nicht dauerhaft manifestieren, sondern veränderbar sind, um wirkungsvoll zu bleiben; Selbstorganisation im Planungsprozess, um die an der Planung Beteiligten aus der Geborgenheit ihrer Organisation herauszulösen. Das war 1971 eine Vorstellung von Emanzipation in Organisationen.

Wir sind Moderatoren von Informations- und Entscheidungsprozessen zwischen sozialen Gruppen, die für eine ausgewogene Lösung von langfristigen Proble­men in Organisationen relevant sind.

Waldemar Kasprzik, 1971

Die Texte im Detail

Die Autoren des Originalposters von 1971 machen ihrem Namen Gruppe komplexe Planung alle Ehre: zwischen Pfeilen und Punkten finden sich eng bedruckt sechs kleine aufklappbare Texte, die den Prozess der performativen Sinnbildung durch physisches Nachvollziehen der Punktschlangen und Pfeilrich­tungen durchbrechen. Zwischen Selbst­verständnis und Programmatik schwankend erklären die Metaplaner hier, was es heißt, zu planen. Planung emanzipiert, Planung stellt infrage, Planung ist Sozialtechnik, Planung macht neugierig … Planung ermüdet. Letztere Feststellung von Waldemar Kasprzik liegt darin begründet, welche Rolle das Planungsteam und welchen Stellenwert der Planungsprozess in einer Organi­sation ein­nimmt. Verstanden als “kooperative Veranstaltung von

problemorientierten Menschen” liegt die Radikalität in der Planung, wenn sie “Dysfunktionalität sehr schnell entdeckt, analysiert, experimentell in neue soziale Bezüge stellt und damit behebt”. Das auszuhalten fällt Organisationen nicht immer leicht, weswegen die Gefahr der Isolation von Planungs­prozessen der Organisationsgestaltung nie von der Hand zu weisen ist. Die Weisheit “Planung ermüdet” soll Gründer Wolfgang Schnelle später noch häufig zitiert haben, insbe­sondere im Kontext von Aufträgen der politischen Planung. Im Verwaltungs­kontext ist es heute noch essenziell, die Planung verständlich und transparent für möglichst viele betroffene Menschen zu machen.

“Muss Planung geplant werden?”

Ein Interview mit Wolfgang und Eberhard Schnelle, Zeitschrift für Führungspraxis, Robert Göller Verlag, 1965.

Titelbild Zeitschrift Führungspraxis

Ausstellung: Metamorphosen – 50 Jahre Zukunft des Organisierens

Allein aus der Binnenperspektive zu beschreiben, was Metaplan ausmacht, bliebe unvollständig. Deshalb haben wir diverse künstlerische Positionen versammelt, die auf unterschiedliche

Weise beschreiben, was Metaplan ausmacht. Der Blick geht zurück – um fragen zu können: Wo ist vorne? Herzlich willkommen in der Welt der Metamorphosen!

1. Transformations­spiegel

Transformationen bringen Organisationen in Bewegung – warum sich ein Perspektivwechsel lohnen kann.

3. Metaplan Soundtrack

Zwischen Informationsmarkt und Flurfunk – die Geschichte Metaplans in einem ungewöhnlichen Klangraum erfahren.

4. Symmetries of Culture

Formen gehen verloren und Strukturen werden gewonnen – wie Kunst Interaktion sichtbar machen kann.

5. Recruitingparcours

Wandeln durch Haltungen, Haltungen im Wandel. Wie Metaplan tickt – früher und heute.

6. Nomansland

Als Metaplanerin um Eindeutigkeit ihrer Aussagen bemüht, balanciert ihre Kunst auf der Schwelle zwischen Gegenständlichkeit und Abstraktion.

7. Die Frau mit der Gitarre

Visualisierung ist das Zusammenspiel einzelner Elemente für einen Gesamteindruck – in der Kunst und in der Moderation.

8. Scherenschnitte

Von Op-Art zu optischer Rhetorik – die Kunst der Moderation liegt im Verweben einzelner Elemente.

9. Super Constellations

Abstrakt geometrische Formen sind hier die Grundelemente einer visuellen Sprache – durch sie wird aus Kommunikation Verständigung.

Ausstellungskuratorin: Wiebke Gronemeyer, Metaplan.
Künstlerisches Konzept und Design: Fünfzehn.

Unsere Berater:innen sind vor Ort in Deutschland, Frankreich, China, Singapur, der Schweiz, den USA – und wo auch immer Sie sie brauchen.